realisierungswettbewerb
EINKAUFS- UND VERSORGUNGSZENTRUM LEIPZIGER STRASSE ERFURT
Beurteilung des Preisgerichts:
Dem Entwurf gelingt es mit der einfachen Typologie einer Markthalle erstaunlich gut, auf die komplexe städtebauliche Situation zu antworten. Zum einen wird durch die Reminiszenz an gründerzeitliche Gewerbebauten - und so auch den ehemals am Ort befindlichen Schlachthof - die Geschichte fortgeschrieben, zum anderen wird der Auftritt der Schule in zweiter Reihe nicht geschmälert, sondern die übergeordneten Raumkanten bis zu diesem Baukörper gespannt. Zur Leipziger Straße präsentiert sich das Nahversorgungszentrum einladend und offen, was durch die Anordnung des Cafés an dieser Stelle noch unterstützt wird. Die Passage hat eine angenehme Weite und wird gestalterisch überzeugend durch die Bögen in den begrenzenden Fassaden begleitet. Dagegen irritiert die Wendeltreppe, die den über den Hallen liegenden Riegel erschließen soll. Diese würde den Raum unnötig einengen und wäre als Erschließung auch funktional nicht sinnvoll.
Die Typologie der verglasten Brücke, die beide Baukörper zusammenzieht und gleichzeitig deutlich macht, dass es sich hier insgesamt um einen Neubau handelt, schafft eine sichtbare Adresse für eine weitere Nutzung. Man wünscht sich hier einen adäquaten Mieter, der die Transparenz und Großzügigkeit auch zu bespielen weiß. Die Hallenstruktur entspricht dem funktionalen Bedarf des Nahversorgungszentrums, dessen Flächen ausschließlich im Erdgeschoss angeordnet werden sollen. Durch die gewählten Spannweiten kann der überdachte Raum flexibel bespielt werden und auch gut auf sich verändernde Ansprüche reagieren. Noch nicht ausreichend nachgewiesen werden die Nebenflächen für den Einzelhandel. Ebenfalls nicht gelöst ist der Anschluss an das östliche Nachbargrundstück. Hier werden im Bereich des auskragenden Riegels die Abstandsflächen nicht eingehalten. Auch kann die hier liegende Anlieferung des Vollsortimenters zu Konflikten führen. Die Stellplätze sind richtig positioniert, die Fläche unterschreitet aber den Bedarf. Gestalterisch muss das Projekt in Detail und Materialität sehr hochwertig umgesetzt werden, da es sonst auch banal wirken könnte. Beispiele alter Markhallen setzten hier den Maßstab, auch wenn man heute mit einer Elementierung arbeiten wird. Insgesamt bietet das Projekt eine überraschende Antwort auf die komplexe Aufgabenstellung, überzeugt aber durch seinen offenen und identitätsbildenden Charakter, der das Potenzial hat, den Ort wirklich zu einem Zentrum des sich veränderten Quartiers zu machen.
Hier geht es zum Zeitungsartikel der Thüringer Allgemeinen Zeitung